Neue Verlegetechnik für Stromkabelverlegungen: Premiere für KaRoSch, ein innovativer Verlegeschlitten von Bohlen & Doyen
Beim Pilotprojekt Wahle-Mecklar des Vorhabenträgers TenneT setzte Bohlen & Doyen für den Erdverkabelungsabschnitt den „KaRoSch“ Kabelrohrschlitten ein, eine neue Verlegetechnik für Stromkabel, und erzielt damit eine signifikante Effizienzsteigerung: eine um bis zu 25 % höhere Verlegegeschwindigkeit, erhöhte Arbeitssicherheit sowie eine deutliche Reduktion des Ressourcenverbrauchs.
Die Energiewende erfordert neue Stromleitungen. Deshalb wird in der Mitte Deutschlands das Netz von Nord nach Süd verstärkt. Die knapp 230 km lange Verbindung führt vom Umspannwerk Wahle, zwischen Peine und Braunschweig, bis zum Umspannwerk Mecklar bei Bad Hersfeld in Hessen. Eine der Besonderheiten dieses Projekts: Wahle-Mecklar ist eines von vier Pilotprojekten im Wechselstrombereich, denen gesetzlich die Möglichkeit einer Erdverkabelung auf Teilstrecken gegeben ist. Geographisch befindet sich das sechste Baulos des Abschnitts C zwischen Hetjershausen und Olenhusen bei Göttingen. Auf ca. 5,5 km entsteht hier einer der zwei Erdkabelabschnitte der Wahle-Mecklar-Leitung, auf dem Göttinger Abschnitt brachte Bohlen & Doyen seinen neuen KaRoSch zum Einsatz.
Die Errichtung von Übertragungsnetzen umfasst oft langgestreckte Abschnitte, in denen die Erdkabel in Schutzrohranlagen eingezogen werden. Für die Umsetzung ist klassischerweise schweres Baugerät für Erdbewegung, Rohrhandhabung und Wasserhaltung vonnöten und es werden große Mengen an Bau- und Hilfsstoffen verbraucht. Daher wird auch im Kabelleitungstiefbau stetig versucht, durch Neu- und Weiterentwicklungen von Baumaschinen und -techniken den Bauablauf effizienter zu gestalten.
Neben der Effizienz stand bei Bohlen & Doyen auch der Anspruch im Mittelpunkt, ökonomische und nachhaltige Bauverfahren für den Bau von Übertragungsnetzen zu entwickeln und umzusetzen. Ziel für die Durchführung der Schutzrohrverlegung im Projekt Wahle-Mecklar, Abschnitt C6, war es, die Arbeitsschritte im Ablauf der Schutzrohrverlegung unter den genannten Gesichtspunkten zu beschleunigen und zu vereinfachen.
Zu diesem Zweck kam auf dieser Pilotstrecke nahe Göttingen erstmals der von Bohlen & Doyen neu entwickelte und im Unternehmen selbst gefertigte Kabelrohrschlitten namens „KaRoSch“ zum Einsatz.
Dieser Verlegeschlitten ermöglicht eine Zusammenfassung von insgesamt acht Arbeitsschritten, die bisher teils ohne maschinelle Unterstützung, also mit mühsamer und körperlich anspruchsvoller Handarbeit, erledigt werden mussten. Gänzlich überflüssig wird durch den Schlitten etwa die herkömmlich zuerst herzustellende untere Rohrbettung, die konventionell per Deltalader mit Minigrader profilgerecht eingebaut wird. Auch die Facharbeiter im Rohrgraben, die bei der konventionellen Verlegetechnik für das Ablegen der Rohre sowie das Ausrichten und Positionieren der Rohrstränge entlang der Schablonen erforderlich sind, können dank der Verlegeinnovation anderweitig eingesetzt werden.
Das Einbringen des Bettungsmaterials und die Verdichtung per Vibrationsplatten sind weitere Arbeitsschritte, die durch den Einsatz des Ka- RoSch in einem Arbeitsschritt ausgeführt werden. Somit befinden sich beim Verlegevorgang keine Personen mehr im Rohrgraben, um dort Arbeiten auszuführen. Dies bedeutet eine deutliche Verbesserung sowohl im Hinblick auf die Arbeitssicherheit der Kollegen im Rohrgraben als auch in puncto Personal- und Gerätekosten.
Auch unter den Gesichtspunkten Umweltverträglichkeit und Ressourcenersparnis bietet der KaRoSch deutliche Vorteile. Im Vergleich zur üblichen offenen Bauweise wird der Zeitraum, währenddessen der Rohrgraben offensteht, auf wenige Minuten reduziert. Je nach anstehenden Bodenverhältnissen kann die Wasserhaltung minimiert werden oder gänzlich entfallen. Durch eine Anpassung des Grabenprofils auf die KaRoSch-Geometrie sowie der im Schlitten verbauten Technik können erhebliche Mengen an Bettungsmaterial (bis zu 20 %) eingespart werden.
Neben der modifizierten Grabengeometrie sorgen die Profilabzugsbleche sowie die Anordnung der Verdichtungseinheit dafür, dass kein überschüssiges Bettungsmaterial eingebracht wird. Betrieben wird die Verdichtungseinheit dank modernster Technik durch wiederaufladbare Akkus. Der immer nur kurze sequenzielle Einsatz sorgt dafür, dass die Geräte im Regelfall einen vollen Arbeitstag betrieben werden können. Somit werden für den direkten Schlitteneinsatz selbst keine Abgase erzeugt. Zudem entfällt das Risiko von Umweltschäden bei einer möglichen Havarie, da für die Technik keine wasser- und bodengefährdenden Betriebsstoffe benötigt werden.
Insgesamt kann der Eingriff in die Natur durch die Verringerung der Aushubmengen infolge der Minimierung des Grabenquerschnitts, durch die kurze Öffnungsdauer des Grabens und durch die optimal abgestimmte Technik im Verfahren mit dem KaRoSch deutlich reduziert werden.
Mit der Entwicklung und dem Einsatz des neuen Kabel- und Rohrschlittens KaRoSch wurde ein effizientes Verlegesystem bei der Bohlen & Doyen Bau GmbH erfolgreich entwickelt, konstruiert, gefertigt und im Projekt eingesetzt. Mit den Simulationen der Prozesse und dem vorherigen Test mit einer umfassenden Dokumentation konnte die Anwendung des Gerätes optimiert werden. Der Einsatz auf der Baustelle hat dann gezeigt, dass eine optimal abgestimmte Vorbereitung der einzelnen Arbeitsschritte für eine gelungene Anwendung des KaRoSch fundamental ist. Hierbei spielt insbesondere ein Funktionieren der Logistikkette für die Lieferung des Bettungsmaterials eine wesentliche Rolle.
Der KaRoSch bietet seine Vorteile ganz besonders auf vorwiegend gerade verlaufenden Trassenabschnitten ohne kreuzende Hindernisse. Im Vergleich zur konventionellen Verlegemethodik kann mit dem KaRoSch eine um bis zu 25 % höhere Verlegegeschwindigkeit erzielt werden. Dies lässt sich auf die simultane Verlegung der sechs Rohre, die leichte Umbaubarkeit und vor allem aber auf die Integration der Verdichtungstechnik zurückführen. Dem Vorhabenträger TenneT war es besonders wichtig, den KaRoSch in Hanglagen, die den Regelgraben der offenen Verlegeweise unmöglich machten, oder in sehr feuchten Bodengefügen einsetzen zu können, was eine umfangreiche Wasserhaltung, wie sie im offenen Kabelgraben notwendig wäre, obsolet werden lässt.
Im Zuge der Ausführungsarbeiten konnten viele Erkenntnisse für eine partielle weitere Optimierung des KaRoSch gewonnen werden. Damit ist Bohlen & Doyen in der Lage, dieses System für zukünftige Anwendungen wie z. B. auch für andere Bettungsmaterialien und Rohre weiterzuentwickeln.
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