Energiewende gestalten. Der Weg der Amprion.
Um die Energiewende voranzutreiben und den Weg für ein klimafreundliches Energiesystem zu bereiten, baut der Übertragungsnetzbetreiber Amprion das deutsche Stromnetz aus.
Das Höchstspannungsnetz transportiert Strom in einem Gebiet von Niedersachsen bis zu den Alpen und unterstützt die Industrie bei der Dekarbonisierung. Mit dem Großprojekt A-Nord wird Amprion Windstrom aus dem Norden Niedersachsens nach Nordrhein-Westfalen transportieren und mit einer Übertragungsleistung von zwei Gigawatt den Bedarf von zwei Millionen Menschen decken. Für dieses Projekt von etwa 300 km Erdkabel rechnet Amprion mit einer Bauzeit von etwa drei Jahren.
Dr. Jörn Koch, Leiter für Netzprojekte Gleichstrom, erklärt im Interview, wie Amprion die Energiewende gestaltet.
Die erforderlichen Stromtrassen von Norden nach Süden erreichen in puncto Tief- und Rohrleitungsbaukapazität eine neue Dimension. Glauben Sie, die Umsetzung wird ab 2024 planmäßig laufen?
Wir sind durchaus optimistisch, aber ein gewisser Unsicherheitsfaktor bleibt in Bezug auf den Verlauf der Genehmigungsverfahren bestehen. Auch das Ergebnis des Beteiligungsverfahrens kann Auswirkungen auf den Zeitplan haben. Grundsätzlich hat Amprion aber alle Voraussetzungen für einen Baustart in 2024 geschaffen und auch die nötigen Ressourcen in Bezug auf Tiefbau und Planung frühzeitig gebunden. Die Beschaffung von Material wie Kabelschutzrohren kann kurzfristig initiiert werden, die Beschaffung der erforderlichen privaten Rechte ist ebenfalls angelaufen. So werden wir zum Baustart ausreichend Baufreiheit haben. Verzögerungen im Genehmigungsverfahren versuchen wir im Vorfeld auszuschließen, etwa durch einen permanenten und intensiven Austausch mit der Genehmigungsbehörde. Auch unsere technisch und umweltfachlich sehr guten Planunterlagen, die zusammen mit unseren Dienstleistern erstellt werden, stimmen uns zuversichtlich, dass es nach der Beteiligungsphase nur zu geringen Planänderungen kommen wird und Zeitverzug dadurch abgewendet werden kann. Sie sehen: Amprion hat seine Hausaufgaben gemacht.
Wurde die Beschaffung von HDD-Kapazitäten besonders betrachtet?
Natürlich spielen die Verfügbarkeiten von HDD-Kapazitäten für die Realisierung der HGÜ (Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungs)- Projekte eine wichtige Rolle. Deshalb haben wir beispielsweise bei A-Nord darauf geachtet, frühzeitig auch die notwendigen HDDKapazitäten an uns zu binden. Wir betrachten das Bohrverfahren aber nicht gesondert, sondern sind allgemein darum bemüht, die notwendigen Ressourcen frühzeitig zu sichern.
Die Amprion hat frühzeitig auf die integrierte Projektabwicklung (IPA) gesetzt. Was waren die Beweggründe?
Ausgangspunkt für diese Entscheidung war eine umfassende Lagebeurteilung, die uns diverse Probleme und Herausforderungen verdeutlichte. A-Nord, wie jedes große Bauvorhaben, wird über getrennte Projektphasen abgewickelt, also von der Genehmigung über Planung, Beschaffung und Bau bis zur Inbetriebnahme. Nur selten stimmen die Interessen aller Beteiligten komplett überein. Während etwa für Partei A proaktive frühzeitige Problemlösungen erstrebenswert sind, mag Partei B auf Nachträge zur Gewinnsteigerung setzen.
Klassische Probleme sind auch Terminverzüge durch mangelnde Abstimmung unter den Beteiligten, ein grundsätzlicher Hang zum Zurückschrecken vor Verantwortung oder Streitigkeiten unter den Beteiligten. All diesen spezifischen Risiken und Herausforderungen wollen wir konstruktiv und zielorientiert begegnen und versprechen uns von der Einführung des IPA-Verfahrens eine neue Kultur der Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer. Konkret erhoffen wir uns einen besseren, intensiveren und kreativeren Austausch und eine bessere Vernetzung zwischen allen Beteiligten in allen Projektphasen. Soweit zur Theorie. Ob und inwieweit sich diese Vorteile in der praktischen Umsetzung realisieren lassen, wird die Zeit zeigen. Aus unserer Sicht sind die Chancen aber in jedem Fall größer als die Risiken – zumindest, wenn man die richtigen Partner zusammenbringt.
Können Sie das IPA-Verfahren kurz für unsere Leser erläutern?
Sehr grob gesprochen geht es bei der integrierten Projektabwicklung darum, mithilfe fairer und transparenter Werte eine gleichrangige und damit effizientere und engere Zusammenarbeit aller Beteiligten zu erreichen. Konkret gelingt dies durch offene Kommunikation und transparente Prozesseund Mechanismen. So lässt sich eine partnerschaftliche,„no blame, no dispute“-Kultur etablieren, innerhalb derer alle Projektpartner, also Bauherr, Planer und Bauunternehmer als Team gemeinsam Verantwortung übernehmen und im Zweifel flexible Lösungen für auftretende Komplikationen finden. Eine integrierte Projektabwicklung funktioniert nur mit den richtigen Partnern. Daher ist auch das Auswahlverfahren komplex und durchaus zeitaufwändig. Durch die intensive Vorbereitungs- bzw. Auswahlphase wird aber sichergestellt, dass die Kompetenzen und Interessen der Bewerber mit denen der Amprion genau harmonieren und sich eine integrierte Projektabwicklung gemeinsam erfolgreich umsetzen lässt.
Kontakt
Ralf Utsch
egeplast international GmbH
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