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Experteninterview: Kunststoffrohre in der Kreislaufwirtschaft
Materialrecycling ist in der Kunststoffrohr-Industrie bereits seit 30 Jahren etabliert. Man muss allerdings genau hinschauen, welche Materialien und welche Anwendungen möglich sind. In Bezug auf Rohrprodukte aus Rezyklaten mangelt es oft nicht nur an Akzeptanz, sondern auch an Verfügbarkeit. Des Weiteren gibt es verschiedene Anwendungen, bei denen laut Normen und Regelwerken kein Einsatz von Rezyklaten zulässig ist. Als Beispiele sind hier vor allem Trinkwasser- und Druckanwendungen zu nennen. Markus Hartmann, Geschäftsführer des Kunststoffrohrverbands (KRV), hat sich intensiv mit den Hintergründen auseinandersetzt und sich unseren Fragen im Experteninterview gestellt:
Herr Hartmann, die Endlichkeit der Ressourcen gebietet es, schonend mit ihnen umzugehen. Die Ampel-Koalition will den primären Rohstoffverbrauch – etwa bei Erdöl – senken und geschlossene Stoffkreisläufe schaffen. Sind Kunststoffrohre nachhaltig?
Kunststoffrohre sind langfristige Investitionsgüter, haben eine nachgewiesene Lebensdauer von über 100 Jahren und können nach ihrer Nutzungszeit dem Recycling zugeführt werden. Allein diese Aspekte zeigen die Nachhaltigkeit. Während der gesamten Einsatzzeit sind Leitungsnetze aus Kunststoffrohrsystemen standsicher, funktionsfähig und dauerhaft dicht.
Was tut die Kunststoffrohr-Industrie heute schon, um die Rohstoffe wieder zu verwerten?
Die Kunststoffrohr-Industrie hat bereits seit den 90er-Jahren eine funktionierende Infrastruktur für die Kreislaufwirtschaft aufgebaut. Grundsätzlich sind die thermoplastischen Kunststoffe wie Polyethylen für die Wiederverwendung hervorragend geeignet. Sie können mechanisch zerkleinert und wieder aufgeschmolzen werden.
Voraussetzung ist allerdings eine sortenreine und saubere Sammlung und Aufbereitung. Diese Prozesse sind aufwendig und herausfordernd.
Wir bei egeplast verarbeiten hauptsächlich den thermoplastischen Kunststoff Polyethylen und verwerten die hausintern anfallenden Nebenprodukte zu 100 Prozent wieder. So wird jedes Gramm Kunststoff letztendlich zu einem Rohr – und kein Material wird verschwendet. Wie kommt es, dass generell nicht mehr Recyclingmaterial vom Markt eingesetzt wird?
Bedingt durch die sehr lange Nutzungsdauer von Kunststoffrohren gibt es entsprechend wenig Rückläufe. Die Rohre, die zum Teil seit vielen Jahren im Einsatz sind, erfüllen nach wie vor ihren Zweck und es gibt keinen Grund, diese Rohre auszutauschen. Darüber hinaus sind die hochwertigen Rezyklate aus vormaligen Rohren auch für andere Anwendungen sehr beliebt und kommen auch in anderen Produkten als Kunststoffrohre zu einem neuen Einsatz. Grundsätzlich können am Markt erhältliche thermoplastische Kunststoffrezyklate problemlos dem Verarbeitungsprozess zugeführt und zu neuen Rohren verarbeitet werden.
In welchen Anwendungen wird denn heute bereits erfolgreich eine Kreislaufwirtschaft gelebt?
Auch für Rohre aus recycelten Materialien findet sich – unter Berücksichtigung bestehender Qualitätsstandards – heute eine Vielzahl von Verwendungsmöglichkeiten. Diese liegen insbesondere im Bereich der Abwasserentsorgung, des Regenwassermanagements sowie des Kabelschutzes. So dürfen bei genormten Vollwand-Rohren und Formstücken, die zum Bau druckloser Abwasserkanäle verwendet werden, 10 bis 15 Prozent Rezyklat zugegeben werden. Bei mehrschichtigem Rohrwandaufbau darf die Mittelschicht sogar bis zu 100 Prozent aus Rezyklaten bestehen. Alle Kunststoffrohre sind langlebige Investitionsgüter, die sich durch chemische Beständigkeit, Korrosionsbeständigkeit, Druckbeständigkeit und statische Tragfähigkeit auszeichnen. Sie sorgen aufgrund ihrer hervorragenden Materialeigenschaften für höchste Trinkwasserqualität und den sicheren Transport von Gas durch unsere Gasnetze. Im Bereich der Trinkwasser- und Gasversorgung wird aus Gründen der Hygiene und des Gesundheitsschutzes, der Sicherheit und des Umweltschutzes daher ausschließlich Neuware eingesetzt – entsprechende Details sind in Normen und technischen Regelwerken festgeschrieben.
„Grundsätzlich sind die thermoplastischen Kunststoffe für die Wiederverwendung hervorragend geeignet.“
Markus Hartmann
Bei der Verlegung von Glasfaserkabeln können Netzbetreiber auf eine Produktlinie aus dem Hause egeplast zurückgreifen, die bis zu 100 Prozent aus hochwertigen Rezyklaten besteht. Was ist notwendig, um die Akzeptanz für Produkte aus Rezyklaten zu erhöhen?
Öffentliche Auftraggeber könnten z. B. bei ihren Projektausschreibungen mit gutem Beispiel vorangehen und nachhaltige Produktlösungen gegenüber konventionellen Alternativen bevorzugen. Im vergangenen Jahr hat es seitens des Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) einen Stakeholderprozess zum Thema „Grüne Leitmärkte“ gegeben, an dem wir uns als KRV aktiv eingebracht haben. Parallel wird gerade das Vergaberecht für die öffentliche Beschaffung überarbeitet und es wird im zweiten Quartal 2024 mit einem Referentenentwurf gerechnet. Zu der gesamten Thematik haben wir als Kunststoffrohrverband ein entsprechendes Positionspapier erarbeitet und an die politischen Entscheider zugestellt.
egeplast Microduct
Green Line
Nachhaltiger Schutz für Glasfaser ohne Qualitätsverlust |
100 % hochwertiges Rezyklat |
erfüllt höchste Qualitätsanforderungen |
Thomas Fink, Produktmanager Telekommunikation bei egeplast: „Mit dieser Produktlinie bieten wir eine Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels und immer knapper werdende Primärressourcen. Unsere Ingenieure haben die Rezeptur so optimiert, dass alle technisch anspruchsvollen Spezifikationen erfüllt werden. Permanente Materialvalidierungen sowie Labortests und Kontrollen ermöglichen höchste Qualität, die für die erforderliche Einblasperformance der Glasfaser gegeben sein muss. Unsere Produkte lassen sich an bestehende Netze anbinden und sind mit allen Komponenten innerhalb einer Glasfaserinfrastruktur kompatibel.“
Kontakt
Markus Hartmann
Kunststoffrohrverband e. V.
E-Mail: markus.hartmann@krv.de
Tel.: +49 2381 9755 981
Dr.-Ing. Thorsten Späth
egeplast international GmbH
E-Mail: thorsten.spaeth@egeplast.de
Tel.: +49 2575 9710 266