Beschaffung in herausfordernden Zeiten
Für Kunden von Rohrsystemen aus Kunststoff hat sich die Beschaffung in den letzten Monaten deutlich erschwert. Die Balance aus Versorgungssicherheit und Preis ist durch verschiedene Einflüsse phasenweise verloren gegangen.
Unwägbarkeiten sind insbesondere entstanden durch
- Knappheiten und Ausfälle („Force Majeure“) in der Vormaterialkette und entsprechende extreme Preissteigerungen
- Brexit
- Corona-Pandemie
- Chipmangel (relevant für Maschinen und Anlagen)
- Geopolitische Einflüsse (russische Invasion in der Ukraine)
- Ausstieg aus Atomkraft und Kohle in Deutschland und einem dadurch ausgelösten Energiekostenanstieg und hoher Abhängigkeit vom Energieträger Gas
- Transport- und Fahrermangel
- Mögliches Embargo
Das Kunststoffrohr, das bei vielen Tiefbaumaßnahmen weniger als 20 % der Investitionssumme ausmacht, hängt bei seinen Herstellkosten überwiegend vom Rohstoffpreis ab. Die Rohstoffkostenentwicklung der letzten 18 Monate war maßgeblich für Kostensteigerung in der gesamten Wertschöpfungskette. Im März und April 2022 überstiegen die Preiserhöhungen noch einmal die Zuwächse der letzten Monate. Der Spread zwischen Ethylen und Polyethylen hat sich seit Februar 2021 nachhaltig vergrößert.
Aber nicht nur die Rohstoffpreise sind zuletzt dramatisch gestiegen, sondern auch alle anderen Kostenelemente. Prognosen zur Preisentwicklung waren zuletzt mehrfach falsch, auch die von Branchendiensten. Die Spekulation, die Preise würden wieder sinken, haben den einen oder anderen Kunden ab August 2021 mit der Beschaffung warten lassen und für ihn letztendlich zu höheren Beschaffungspreisen geführt. Für den Rest des Jahres 2022 erwartet egeplast keine nachhaltig fallenden Preise.
egeplast hat Vorkehrungen getroffen, um in diesen Zeiten für seine Kunden die Versorgungssicherheit auf bekanntem Niveau zu halten:
- Bestände wurden erhöht für strategische Vor- und Fertigprodukte
- Abschluss von Rahmenverträgen mit den Rohstofflieferanten mit gesicherten monatlichen Mindestvolumina
- Kapazitätsschaffung in der Extrusion in Deutschland, Schweden und England
- Schaffung von Redundanz (i. d. R. zwei Extrusionslinien pro Produkt, drei Extrusionsstandorte usw.)
- Angebot für Kunden, ihr Lager gegen Lagerkostenberechnung zu führen
- Nutzung von Preisanpassungsklauseln auf Basis des Index KI Rohr bei langlaufenden Projekten – teilweise anhand von gemeinsam vereinbarten Prognosewerten für die Folgemonate
egeplast rät seinen Kunden, frühzeitiger als bisher zu disponieren und auch langfristige Verträge einzugehen. Im Falle eines Engpasses müssen immer erst die vertraglichen Verpflichtungen erfüllt werden, bevor Produkte am freien Markt angeboten werden. Für Bauvorhaben, die sicher sind bzw. für die man den Auftrag schon hat, sollte man als Netzbetreiber oder Bauunternehmen frühzeitig Rohre und Formteile bestellen. Der Liefertermin der Rohre ist maßgeblich für behördliche Genehmigungen und die gesamte Disposition von Geräten, Formteilen und Fachpersonal. In diesen Zeiten hat die Versorgungssicherheit ihren Preis.
Die Weitergabe von Preisanpassungsklauseln durch das Tiefbauunternehmen an den Auftraggeber ist ein Muss. Der Auftraggeber erhält ein Bauwerk mit einer Lebensdauer von 100 Jahren.
Kontaktdaten des Autors
Dr. Ansgar Strumann
Email: ansgar.strumann@egeplast.de
Telefon: +49 2575 9710 220