Zukunft im Planungsbüro
Der Einsatz moderner Rohrsysteme wird oft durch das Wissen und die Erfahrung des planenden Büros bestimmt. egeplast-Geschäftsführer Dr. Ansgar Strumann hat sich daher mit Dr. Heinrich Bökamp, Präsident der Bundesingenieurkammer sowie Inhaber und Geschäftsführer der Thomas & Bökamp Ingenieurgesellschaft mbH in Münster, zu den zukünftigen Herausforderungen für die Planungsbüros unterhalten.
EXPERTENINTERVIEW Zukunft im Planungsbüro:
Dr. Ansgar Strumann: Was sind denn heute die wesentlichen Herausforderungen für ein Ing.-Büro?
Dr. Heinrich Bökamp: Eine der größten Herausforderungen ist die Rekrutierung von jungen Ingenieuren und Ingenieurinnen. Bereits in den Schulen spielt der Bereich der MINT Fächer eine oft nur untergeordnete Rolle, so dass die Neugierde auf ein Ingenieurstudium nicht mit dem nötigen Nachdruck geweckt wird. In der Konsequenz starten viel zu wenige junge Menschen ein Ingenieur- bzw. im speziellen ein Bauingenieurstudium. Auf einen Bauingenieurabsolventen kommen in Deutschland derzeit statistisch sieben freie Stellen.
Für die Absolventen sind vielfältige Aufgabenstellungen, eine offene Unternehmenskultur und eine attraktive Arbeitsumgebung vorrangig wichtig. Die fachliche Prägung der jungen Ingenieure erfolgt bei Thomas & Bökamp in den ersten zwei Berufsjahren sehr intensiv durch gemeinsam mit erfahrenen Kollegen durchgeführte Planungsaufgaben. Personalknappheit ist nicht nur ein Phänomen in den Büros, sondern findet sich genauso in den öffentlichen Verwaltungen der Kommunen und Kreise wieder. Das Ringen um die wenigen Ingenieure und Ingenieurinnen wird alle Arbeitgeber in den nächsten Jahren in gleichem Maße begleiten und an der einen oder anderen Stelle die Bereitschaft zur Kooperation erfordern.
Wie schafft es Ihr Planungsbüro, trotzdem Nachwuchs zu gewinnen?
Hat sich auch die Arbeitsweise eines Ingenieurbüros gegenüber vor 10 oder 20 Jahren stark verändert? Worauf kommt es heute an?
Die Breite an Aufgaben ist deutlich grösser geworden. Mit unseren rund 100 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen können wir auf eine breit aufgestellte Mannschaft zurückgreifen. Der zunehmende Wunsch, mehrere Disziplinen in einem größeren Vergabevorgang auf den Markt zu bringen, erfordert eine über alle Disziplinen breit aufgestellte, leistungsfähige Mitarbeiterschaft. Jedes Thema ruft nach seinem Spezialisten. Im Besonderen erfordert das Thema der Vergabe heute deutlich umfangreichere Kenntnisse, sowohl technischer als auch rechtlicher Art. Ein Großteil der zu vergebenden Aufgaben wird heute über spezielle Vergabeplattformen auf den Markt gebracht, deren erfolgreiche Nutzung ebenfalls einen gewissen Grad an Übung voraussetzt. Im Kern ist unsere Aufgabe in Planung, Konstruktion und Bauüberwachung aber unverändert geblieben. Die Auftraggeber erwarten von den Ing.-Büros eine fehlerfreie, genehmigungsfähige Planung und letztlich eine Ausführung, die einen sicheren Betrieb der Bauwerke während der vorgesehenen Nutzungsdauer sicherstellt.
Erfolgreiche Ing.-Büros brauchen ein breites Netzwerk in Kommunen, Bauunternehmen und Lieferanten, aber auch im Kollegenkreis. Alle erwarten die bestmöglichste Lösung, wie versprochen. Die ausführenden Unternehmen stellen oftmals ihren Erfahrungsschatz zur Verfügung und geben uns Informationen zur Zuverlässigkeit und Sicherheit, ja zur Tauglichkeit zuvor ausgeschriebener Produkte. Auf Basis dieser Erfahrungen mit unseren Partnern können wir unsere Leistung bei Ausschreibung und Vergabe evaluieren und kontinuierlich verbessern. Erfolgreiche Projektrealisierung lebt im Bauwesen von der Teamfähigkeit und vertrauensvollen Zusammenarbeit aller Akteure. Gemeinsames Ziel muss eine wirtschaftliche und funktionsfähige Umsetzung der Planung vor Ort sein. Auf der Baustelle „spielt“ die Musik.
Und was ist das Erfolgsrezept der guten Entwicklung Ihres Unternehmens?
Welche Unterstützung erwarten Ihre Mitarbeiter dann von einem Lieferanten, z.B. einem Rohrlieferanten?
Unsere Mitarbeiter greifen in der Planung auf Kenndaten und Leitfäden der verschiedenen Produkte bzw. Hersteller zurück. Ganz wesentlich für die Materialauswahl sind dabei gute Erfahrungen mit den Produkten in der Vergangenheit, da bei Infrastrukturmaßnahmen Verlässlichkeit ein hohes Gut ist. Es gibt kein „Umtauschrecht“, der erste Versuch muss gelingen. Von hoher Bedeutung ist auch die regelmäßige Kommunikation zwischen dem Spezialisten auf Seiten des Herstellers und dem Planer. Auch hier steht Verlässlichkeit an erster Stelle. Bei Rückfragen muss eine telefonische Erreichbarkeit oder ein kurzfristiger Austausch über Video mit den technischen Spezialisten des Lieferanten gegeben sein.
BIM (Building Information Modeling) steht im Zeitalter der Digitalisierung für eine vernetzte Planung aller Akteure im Baubereich. BIM bietet die Chance der Zusammenarbeit an einem gemeinsamen Modell. Wertvoller Baustein ist der zu jeder Zeit mögliche gleiche Wissenstand aller Projektbeteiligten. Bauen mit BIM hat Zukunft.
Von einer durchgehenden Planung mit BIM sind wir aber heute an manchen Stellen noch ein ganzes Stück entfernt. Aktuell wird in vielen Bereichen noch nicht durchgehend mit BIM geplant, sondern das Ergebnis wird mehr oder weniger nachträglich in einem Modell zusammengeführt.
Einzelne Akteure, insbesondere auf der Ausführungsseite, setzen BIM bereits aber bereits heute konsequent und mit Erfolg ein. Der Einsatz und die Fortentwicklung der BIM Methode hängt stark von der Motivation und Leistungsfähigkeit des sogenannten BIM-Managers ab. Ihm obliegt die Aufgabe der „guten Seele“ im anzustoßenden Prozess.
Aktuell ist insbesondere auf den Baustellen noch der Wunsch nach ausgedruckten Planunterlagen sehr verbreitet, eine Änderung ist hier erst nach entsprechender Verbreitung baustellentauglicher elektronischer Hilfsmittel wie Laptop und iPads zu erwarten
Heute wird viel über BIM diskutiert. Welche Rolle nimmt BIM innerhalb der Planung mittlerweile ein?
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Dr. Heinrich Bökamp
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